19. September 2023

COCO – DAS Boutique Hotel in Kopenhagen

Coco Hotel Kopenhagen/Dänemark

Das Boutique Hotel Coco in Kopenhagen wurde jüngst von Travel & Leisure zu "BESTES HOTEL IN SKANDINAVIEN" gewählt und darf mit Recht stolz auf diese Auszeichnung sein. 

 

Ich hatte das Vergnügen mit Matthias Timmermann, General Manager des Coco Hotels, über die nachhaltige Ausrichtung des Boutique Hotels zu sprechen.

 

Von ihm habe ich erfahren was es bedeutet, ein Hotel in der grünen Stadt Kopenhagen zu führen. Warum er an eine nachhaltige Zukunft glaubt. Und was die Hotelbranche in der dänischen Hauptstadt aktuell bewegt.   

 

 

 

„Wir glauben an eine nachhaltige Zukunft“ ist ein Slogan auf der Website von Coco. Wie kam es dazu?

Lobby Coco Hotel

Matthias: Wir sind uns sehr bewusst, dass wir als Hotel einen erheblichen CO2-Fußabdruck haben, aufgrund der vielen Gästen, die uns besuchen und den Dienstleistungen, die wir für sie erbringen. Unser Mutterunternehmen Cofoco begann 2004 mit der Eröffnung eines Restaurants hier in Kopenhagen. Und jetzt haben wir 16 Restaurants sowie das Coco Hotel. Und nächstes Jahr werden wir noch 3 neue Restaurants und 1 Hotel eröffnen. Unser Ziel ist es daher, unseren Fußabdruck so weit wie möglich zu reduzieren und zu einer nachhaltigen Zukunft beizutragen. Aus diesem Grund arbeiten wir an mehreren Initiativen, die positive Veränderungen herbeiführen, die der Umwelt zugute kommen. Cofoco begann vor vielen Jahren damit, für jeden Gast, der eines unserer Restaurants besuchte, einen Baum zu pflanzen. Und von dieser Maßnahme ausgehend,  haben wir viele kleine Dinge getan, um stetig nachhaltiger zu werden. Wir versuchen einfach, jeden Tag ein Stückchen besser, d.h. nachhaltiger, zu werden.

 

 

Welche positiven Effekte bringt es für das Hotel, nachhaltig zu sein?

Matthias: Nachhaltiges Handeln verursacht manchmal Mehraufwand und es ist nicht immer einfach, gute Lösungen zu finden. Den Menschen gefällt jedoch, was wir tun, und das motiviert uns natürlich in unserem Handeln. Aber gleichzeitig denke ich, dass es heutzutage ein MUSS ist, Positives zu tun, wenn man ein Unternehmen führt. Wenn nicht, ist man schnell im Rückstand und wird negative Auswirkungen zu spüren bekommen. Zumindest gilt dies für Kopenhagen. Es geht darum, mehr zu tun als die anderen und sich authentisch zu zeigen. In Kopenhagen ist fast jedes Hotel Teil des "Green Key"- Programms, was sehr schön ist. "Green Key" ist DER führende Standard für herausragende Leistungen im Bereich der Umweltverantwortung in der Tourismusbranche. 

Wir haben in Deutschland große Probleme, Menschen zu finden, die in der Hotellerie arbeiten wollen. Wie ist die Situation in Dänemark und im Coco Hotel?

Hotelzimmer Coco

Matthias: Ich würde sagen, es ist nicht so sehr ein Problem, Personal zu finden. Es ist eher ein Problem, qualifiziertes Personal zu finden. Besonders gute Köche zu finden, ist sehr schwierig geworden, oder auch gute Servicekräfte. Bei uns bewerben sich Menschen z.B. auf eine Servicestelle, die noch nie zuvor in einem Restaurant gearbeitet haben und beispielsweise nicht wissen, wie man eine Flasche Wein korrekt öffnet. Was absolut verständlich ist, wenn man dies zuvor noch nie getan hat. Aber natürlich erfordert das Einlernen dann sehr viel Zeit und Mühe vom gesamten Team, was sehr anstrengend sein kann. Immer weniger junge Menschen wählen das Gastgewerbe für ihren Berufsweg. Daher mangelt es im gesamten Tourismussektor an ausgebildetem Personal.

Hilft Nachhaltigkeit bei diesem Problem?

Matthias: Ja, ich denke schon, dass man im "Kampf um Talente" einen Vorteil hat, wenn man als Unternehmen nachhaltig agiert. Insbesondere bei jungen Menschen kommt das gut an. Gerade ihnen ist besonders bewusst, dass sich etwas ändern muss und sie unterstützen Unternehmen mit einem klaren Ziel und authentischem Handeln. Ich glaube sogar, dass man Nachteile im Recruiting-Prozess hat wenn man als Unternehmen Nachhaltigkeit völlig ausser Acht lässt.

Lass uns über die Lieferkette von Coco sprechen – woher bezieht Coco seine Produkte?

Kulinarik im Coco

Matthias: Wenn es um Lebensmittel und Getränke geht, haben wir einen Mix. Die meisten Produkte, die wir in großen Mengen benötigen, kaufen wir bei einem Großhändler ein und versuchen, große Mengen zu bestellen, um den Transportaufwand zu minimieren. Wir haben aber auch kleine lokale Produzenten, bei denen wir Dinge aus der Nähe und in sehr hoher Qualität beziehen. Wir wählen unsere Produkte sehr sorgfältig aus. Unser Ziel ist es, Produkte einzukaufen, die beides sind: lokal UND bio. Regionalität allein, sehen wir nicht als Vorteil. Wenn das Produkt weder bio noch umweltfreundlich ist, kaufen wir es nicht. Aber auch für alle anderen Dinge, die in einem Hotel benötigt werden, wählen wir, wann immer möglich, nachhaltige Optionen aus, z. B. unsere Bio-Bettwäsche.

Wie sieht das Speise- & Getränkeangebot der Zukunft aus?

Matthias: Das ist sehr schwer zu sagen. Kopenhagen ist eine "Food"-Hauptstadt, hier gibt es einige der besten Restaurants wie das NOMA und das Geranium. Die nordische Küche erfreut sich großer Beliebtheit. Aber die Menschen wollen auch Speisen aus aller Welt probieren. Und das ist oftmals das Gegenteil von Nachhaltigkeit. Das muss nicht unbedingt negativ sein. Es zwingt Restaurants und Hotels lediglich dazu, Lösungen zu finden.

Wie sieht Nachhaltigkeits-Management im Coco aus?

Cafe Coco

Matthias: Mit unserer Teilnahme am "Green Key" Programm haben wir eine sehr gute Leitlinie, der wir gerne folgen. Einmal im Quartal kommt unsere Umweltmanagementgruppe zusammen und wir sprechen darüber, was wir in den letzten Monaten getan haben und was wir in den kommenden Monaten tun werden. Zum Beispiel: In einem Quartal konzentrieren wir uns auf die Reduzierung unserer Papierverschwendung und erarbeiten einen Plan, wie wir dies erreichen können. Ein Ziel kann z.B. darin bestehen, die Anzahl der Anmeldeformulare in Papierform beim Check-in zu reduzieren, indem Gäste dazu motiviert werden, online einzuchecken. Natürlich nur ein kleiner Schritt. Aber bei 89 Zimmern, über das ganze Jahr hinweg gesehen, macht dieser kleine Schritt schon einen Unterschied.

Werden im Coco Umweltauswirkungen dokumentiert und nachgehalten?

Matthias: Ja, wir führen z.B. genaue Aufzeichnungen über unsere CO2 Emissionen von Scope 1-3. Das bedeutet, dass wir den Überblick über die meisten Vorgänge in unserem Hotel haben und direkt darauf Einfluss nehmen können. Zusätzlich erhalten wir monatliche Berichte von unseren Lieferanten mit den Umweltauswirkungen der Produkte, die wir gekauft oder beauftragt haben. Beispielsweise sendet uns das Unternehmen, welches unsere Bettwäsche reinigt, regelmäßig einen Bericht darüber, wie sich die Reinigung und der Transport unserer Bettwäsche auf die Umwelt auswirkt. Wir erfassen also nicht nur die Umweltauswirkungen, die unmittelbar im Hotel entstehen. Sondern auch diejeniegen, die in unserer Lieferkette verursacht werden.

Und was passiert mit diesen Zahlen?

Matthias: Wir erstellen jedes Jahr einen Bericht über unseren CO2-Fußabdruck bezogen auf die Anzahl unserer Gäste. Diesen Wert gilt es Stück für Stück weiter zu senken. All die kleinen Maßnahmen, die wir ergreifen, verfolgen stets dieses Ziel. 

Wie sieht es mit Kompensationen aus?

Deko im Coco

Matthias: Zunächst einmal versuchen wir, die negativen Auswirkungen unseres Handelns so weit wie möglich zu reduzieren. Darüber hinaus gibt es beispielsweise das Baumpflanzprojekt in Kenia, bei dem wir über unseren Partner Eden Reforestation Projects, im Namen unserer Gäste Bäume pflanzen. An mehr als 45 verschiedenen Projektstandorten in Kenja unterstützen wir die Produktion, Pflanzung, den Anbau und den Schutz von Bäumen zum Wohle des Klimas, der Umwelt und der lokalen Gemeinschaften. Und das Coco Hotel wird mit grüner Energie versorgt, seit Cofoco in Nees im Nordwesten Jütlands einen 6 Hektar großen Solarenergiepark errichtet hat. Die Sonnenkollektoren erzeugen eine so große Menge an nachhaltiger Energie, dass die Solarfarm von Cofoco nicht nur das Coco Hotel und die 16 Restaurants von Cofoco mit Strom versorgt, sondern auch Solarenergie in das nationale Stromnetz einspeist.

Wie geht das Coco mit dem Problem der Lebensmittelverschwendung um?

Matthias: Unser gesamter Müll wird in 10 verschiedene Einzelbestandteile sortiert, was für alle Unternehmen in Dänemark gesetzlich vorgeschrieben ist. Jede einzelne Müllsorte wird bei der Abholung von dem Entsorgungsunternehmen gewogen und das Gewicht erfasst. Wir erhalten einen monatlichen Bericht und wissen genau, wie viel Papiermüll, Plastik oder Lebensmittelabfälle wir produziert haben. Unser ständiges Ziel ist es, die Müllmenge pro Gast zu senken, und wir ergreifen Maßnahmen, um immer besser zu werden.

Wie sehen diese Aktionen aus?

Matthias: Was die Lebensmittelverschwendung angeht, schauen wir uns die Teller unserer Gäste genau an. Wenn wir bemerken, dass bestimmte Speisen häufig übrig bleiben, verringern wir die Portionen und bieten Gästen die Möglichkeit, kostenlos nachzubestellen, wenn sie mehr davon möchten. Lebensmittel, die für Veranstaltungen vorbereitet, aber nicht vollständig verbraucht wurden, bieten wir Obdachlosenunterkünften zur Abholung an. Und auch unsere Mitarbeiter dürfen diese gerne verzehren oder mit nach Hause nehmen. Wir probieren viele Dinge aus, um gutes Essen nicht wegwerfen zu müssen.

Wie wird Nachhaltigkeit im Coco kommuniziert?

Hotelzimmer Coco

Matthias: Wir achten sehr darauf, Dinge nicht zu kommunizieren, die wir nicht eindeutig belegen können, denn das wäre "Greenwashing". Wir kommunizieren zwar, was wir tun, aber nicht, wie die Auswirkungen sind. So sprechen wir z.B. gerne darüber, wie viele Bäume wir gepflanzt haben, dass wir Gästen, die mit dem Fahrrad anreisen, 10 % Rabatt gewähren, dass wir einen Solarpark haben und dass unsere Lieferanten nachhaltig sind, usw. Und natürlich ist dies auch ein Verkaufsargument. Aber hauptsächlich sagen wir es, weil wir stolz darauf sind, und nicht, weil wir daraus einen Nutzen ziehen wollen.

Wie sieht es mit der Mobilität der Gäste und Mitarbeitenden aus?

Matthias: Fast alle Mitarbeitende kommen mit dem Fahrrad oder der U-Bahn zur Arbeit. Das ist also bereits sehr umweltfreundlich. 

Wenn es um die Mobilität unserer Gäste geht, ergreifen wir Maßnahmen, um den CO2-Fußabdruck zu verringern. Anfangs wollten wir Gäste belohnen, die nachweisen konnten, dass sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln angereist sind. Aber es war schwer zu erklären, dass wir Gäste nicht fördern wollen, die einfliegen und dann den Zug nehmen, um vom Flughafen in die Innenstadt zu gelangen. Deshalb haben wir die Aktion geändert und gewähren nun Gästen, die nachweislich mit dem Fahrrad anreisen, einen Rabatt in Höhe von 10% auf ihren Aufenthalt. Für Taxis, die wir für unsere Gäste bestellen, nutzen das Unternehmen Viggo, das ausschließlich Elektroautos einsetzt. Und wir haben Fahrräder, die wir unseren Gästen zu einem guten Preis vermieten, damit sie Kopenhagen unkompliziert mit dem Fahrrad erkunden können.

 

Wie können Hotels den Einstieg in die Nachhaltigkeit schaffen?

Bar

Matthias: Der Anfang ist einfacher als man denkt und etwas zu tun ist immer besser als nichts zu tun. Daher würde ich empfehlen, sich einen Plan zu machen, welche kleineren und größeren Dinge man als Unternehmen ändern möchte. Und dann beginnt man mit kleinen Maßnahmen und arbeitet sich Schritt für Schritt vorwärts. Ich empfehle auch das "Green Key"-Programm, das sehr klare und einfache Richtlinien für Hotels, Hostels, Restaurants usw. enthält, um umweltfreundlicher zu werden. "Green Key" startete in Kopenhagen, ist heute aber ein internationales Programm und hat bereits vielen Unternehmen auf der ganzen Welt beim Start in die Nachhaltigkeit geholfen.

*** Vielen Dank, Matthias, für dieses sehr sympathische und offene Gespräch!

Es ist so schön zu sehen, wohin die Reise gehen kann, wenn immer mehr Menschen und Unternehmen handeln. Nachhaltigkeit kann das neue „normal“ sein – das Beispiel Kopenhagen zeigt das auf sehr schöne Weise!

 

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Möchten auch Sie Ihr Unternehmen nachhaltig weiterentwickeln? Gerne unterstützt Sie DAS HELDEN ATELIER auf Ihrem Weg. Schauen Sie sich gleich hier auf der Webseite um und nehmen Sie Kontakt mit mir auf. Ich freue mich auf Sie: Ihre Ideen, Ziele und Ihr Unternehmen!

 

Ihre Sandra Wacker

 

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