CASA VIVA

Asya: Vor der Idee zu CASA VIVA habe ich als Goldschmiedin gearbeitet und Schmuck hergestellt. Ich hatte mein eigenes Schmuckatelier und Verkaufsgeschäft und fertigte Schmuck, als Einzelstücke und in limitierter Auflage, an und verkaufte ihn.

Allerdings wurde mir immer klarer, dass Menschen nicht noch mehr Materielles brauchen. Wir alle haben genug Dinge in unserem Leben, von denen vieles nicht einmal geschätzt und oft gar nicht genutzt wird. Die Menschen wollen stattdessen neue Dinge lernen und neue Erfahrungen machen; Wissen, Information und Austausch sind wichtiger geworden.

Also gründeten Marco und ich unsere Reitschule und kamen auf die Idee, CASA VIVA zu bauen. Wir wollten, dass CASA VIVA ein Ort ist, an dem Menschen sich in einer natürlichen, nachhaltigen Umgebung entspannen und andere Gleichgesinnte treffen können. CASA VIVA hat begonnen, ein Treffpunkt für die unterschiedlichsten Menschen zu werden, die auch nach Ihrer Heimreise miteinander in Kontakt bleiben können.

Asya: Die Gebäude sind ein zentrales Merkmal von CASA VIVA, für die wir einfache, natürliche und biologisch abbaubare Materialien verwendet haben. Unsere Gästehäuser sind aus Holz, Stroh und Kalk gebaut und können problemlos in den natürlichen Kreislauf der Natur zurückgeführt werden. Die Verwendung einfacher und natürlicher Baumaterialien ist unsere Vorstellung von Luxus und Schönheit.

Wir haben auch alte Türen und Fenster recycelt. Gleichzeitig haben unsere Architekten den Gebäuden ein sehr modernes Aussehen verliehen, das sich auch in der Innenarchitektur der Gästezimmer widerspiegelt.

Aber bei CASA VIVA geht es um mehr als nur die Bauweise und das Design. Wir wollten einen Ort erschaffen, an dem Menschen wieder zu sich selbst kommen können. Ein Ort, der einen an die unbeschwerten Sommer der Kindheit erinnert, als man einfach nur daliegen und den Wolken beim Vorbeiziehen zusehen konnte, ohne sich um irgendetwas kümmern zu müssen.

Man könnte sagen, dass es bei CASA VIVA um den Luxus der einfachen Dinge geht.

Asya: Uns war von Anfang an klar, dass wir etwas ganz anderes machen wollten, als sonst üblich. Am Anfang haben wir viel recherchiert und sind dann auf die Idee der Strohballenhäuser gekommen. Wir haben uns inspirieren lassen von:

• Der Schweizer Strohballenhaus-Pionier Werner Schmidt und sein Gästehaus in Lana bei Bozen
• Stefano Soldati und seine selbst gebauten Strohballen
• Unsere Architekten Studio Albori - große Denker mit einer Mission und einer Vision
• Unser Ingenieur Carlo Micheletti von CMing - Ein brillanter Ingenieur mit großartigen Ideen

Wir haben festgestellt, dass die richtigen Leute wie von selbst zu einem kommen wenn man anfängt ein bestimmtes Projekt zu verfolgen.

Asya: Der Komfort in unseren Häusern ist tatsächlich sehr hoch.

Die Häuser atmen – einerseits durch die begrünten Dächer – aber auch das Stroh atmet und absorbiert sogar Co2. Die Häuser funktionieren also wie große Filter und können Feuchtigkeit aufnehmen und wieder abgeben.

Im Sommer kühlen wir die Räume mit „Free Cooling“: indem wir kühles Brunnenwasser durch Rohre unter den Fußboden pumpen. Diese natürliche Kühlung funktioniert mit wenig Strom, ohne Emissionen und völlig geräuschlos.

Im Winter und Frühling leiten wir durch unsere Sonnenkollektoren erwärmtes Wasser durch die Rohre und heizen so die Räume.

Asya: Wir lieben "Upcycling" und verwenden gerne gebrauchte Dinge und Materialreste und geben ihnen ein neues Leben.

Zum Beispiel sind fast alle unsere Fenster und Türen gebraucht. Unsere Architekten haben sie zuerst gefunden und dann die Häuser um die Fenster herum geplant und gebaut.

Für die Möbel in den Gästezimmern haben wir Restholz unserer alten Stallungen und Holz, das beim Bau von CASA VIVA übrig geblieben ist, verwendet.

Asya: Der Natur-Pool ist ein weiterer wichtiger Teil unseres Projekts.

Vögel, Libellen und andere Wasserinsekten profitieren vom Bio-Pool und schaffen ein Ökosystem.

Im Vergleich zu einem herkömmlichen Pool, der nur mit viel Chemie erhalten werden kann, funktioniert unser Natur-Pool über das Kreislaufsystem von Pflanzen und Tieren.

Das Wasser lebt und beim Schwimmen darin bemerkt man sofort den Unterschied.

Asya: Strohhäuser lassen sich sehr einfach und kostengünstig bauen. Sie können aber auch so teuer sein wie Betonhäuser. Wir haben uns für den mittleren Bereich entschieden und konnten somit schon durch die Bauart viel Geld sparen.

Hinzu kommmt, dass Marco und ich viele Handarbeiten selbst erledigen konnten, wodurch wir weitere Kosten eingespart haben.

Auch der Einsatz von gebrauchtem Material, wie den Fenstern und Türen, die bei einem Bauprojekt normalerweise einen großen Kostenblock verursachen, hat uns beim kostengünstigen Bauen sehr unterstützt.

Asya: Absolut JA! Hindernisse und Probleme gehören immer dazu, aber dieses Projekt musste einfach verwirklicht werden.

Wir hatten die Idee und auch die Energie, loszulegen. Aber es gab auch etwas, das uns stützte und uns half, weiterzumachen und das Projekt zu vollenden. CASA VIVA hat seine eigene Energie entwickelt und uns gleichzeitig auch viel Energie zurückgegeben.

Es ist ein Lebensprojekt und wir freuen uns, es mit Menschen zu teilen.

Asya: Es ist keineswegs „nur“ ein Hobby, es gibt so viele Verantwortlichkeiten, z.B. gegenüber den Menschen, die bei uns arbeiten, aber auch gegenüber Banken etc.

Wir haben dieses Projekt nicht nur gestartet, um Geld zu verdienen. Wir taten es, weil wir glauben, dass es getan werden musste. Das ist unser Beitrag, die Welt zu einem besseren Ort zu machen.

Es ist definitiv kein Hobby, aber es wird auch von großer Begeisterung und dem Wunsch nach persönlicher Weiterentwicklung getrieben.

Asya: In Zukunft möchten wir mit noch mehr Leuten zusammenarbeiten und die verschiedensten Projekte ins Leben rufen.

Am Anfang waren Marco und ich allein für die ganze Arbeit verantwortlich. Jetzt haben wir in unserem Stall zwei Reitlehrer und eine Stallangestellte. Bei uns arbeiten Menschen, die eine Arbeit verrichten, die sie lieben. Dies möchten wir in Zukunft noch mehr Menschen ermöglichen.

Neben meiner eigentlichen Arbeit liebe ich es, Neues zu lernen. Ich träume zum Beispiel gerade von einem Bistro hier im CASA VIVA und starte einen 10-wöchigen Profi-Kochkurs in vegetarischer und veganer Küche, um zu sehen, ob ich diesen nächsten Traum verwirklichen kann.